Martin Eden
BILDER UND WELTEN
Informationen: , 22 €
Verlag: Knesebeck
Rezension
Es ist eine kleine Entscheidung, die das Leben des jungen Matrosen Martin Eden in völlig neue Bahnen lenkt, getroffen in Sekunden: Als der Student Arthur Morse in einer Kneipe angepöbelt wird, haut er ihn raus. Zum Dank lädt Arthur ihn zum Abendessen ein. Und stellt ihn seiner Schwester vor. Ruth ist feinsinnig, schlagfertig und gebildet. Sie zeigt ihm die fremde, begehrenswerte Welt der Literatur, der Philosophie, des Bürgertums. Martin beginnt, wie besessen zu lesen. Er versucht sich als Schriftsteller, doch seine Manuskripte werden abgelehnt, und Ruth bricht mit ihm. Als er später über Nacht zum Starautor avanciert, klingt der Erfolg hohl. Jack London erzählt in diesem teils autobiografischen Roman von bürgerlicher Doppelmoral und unüberwindbaren Klassenschranken. Der Roman hat Untertöne von Rache und Verachtung, der Autor bringt wenig Verständnis auf für Ruth, die sich gegen Eden entscheidet, weil sie ihrem zukünftigen Ehemann finanziell ausgeliefert ist. Lapière adaptiert den Roman, ohne ihn zu kommentieren, und Samama setzt ihn in großartige, expressionistische Bilder um. Ihr Umgang mit Farbe und Raum lädt dazu ein, sich in den Panels zu verlieren. Licht, von ihr gemalt, ist ein sinnlicher Hochgenuss.