Alle Pferde des Königs
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 19.9 €
Verlag: Edition Nautilus
Rezension
Das Leben sollte selbst zum Kunstwerk werden. Das war das Ziel der Situationisten, einer Gruppe linksradikaler Künstler um Guy Debord im Paris der späten 1950er-Jahre. In "Alle Pferde des Königs" macht Michèle Bernstein dieses Leben zu einem Kunstwerk, indem sie es als Roman persifliert. Gilles und Geneviève leben das radikal-romantische Leben der Pariser Bohème. Sie führen eine offene Beziehung, und als Gilles sich länger als üblich mit der naiven Carole einlässt, vertreibt sich Geneviève mit Bernard die Zeit. Lässig-lakonisch rekapituliert Geneviève diese Zeit, erinnert sich an ihre Streifzüge durch die Bars, Partys bei Freunden und die komplizenhafte Freizügigkeit, die sie mit Gilles auslebte. Fasziniert und irritiert von der zeitlosen Unmittelbarkeit dieser Lebenskünstler liest man diesen Roman, der vor über einem halben Jahrhundert erstmals erschien. Und auch wenn man wenig über die situationistischen Hintergründe weiß und deshalb nicht die Autorin selbst und ihren Mann Guy Debord in den Figuren gespiegelt sieht, so spürt man doch einen anarchischen Geist durch den Text wehen, wenn Gilles beispielsweise die Sommer-Clique an der Côte d'Azur als Romanfiguren entlarvt: "Ihr und ich, wir sprechen übrigens alle in knappen, trockenen Sätzen. Wir haben etwas Unfertiges an uns. Genauso sind Romane."
(ts)Kurzbeschreibung
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