Andere Leute
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 18 €
Verlag: Rowohlt Berlin
Rezension
Ein Buch wie ein rasanter Rap durch das Leben einiger Menschen im gegenwärtigen Polen: Verlierertyp Kamil lebt mit seiner trinkenden Mutter und streitsüchtigen Schwester im Plattenbau in Warschau, träumt von einer Karriere als Rapper, dealt gelegentlich und jobbt als Handwerker. Dabei hat er die reiche Iwona kennengelernt, die ihn zum Sex zu sich nach Hause bestellt. Iwona ist hübsch, einsam und depressiv, sie glaubt, ihr Mann Maciej betrügt sie, Xanax helfen nicht immer, sie will, dass ihr Körper berührt wird. Tatsächlich ist Maciej untreu, er sehnt sich nach einer Frau, die ihm zuhört – und die hat er gefunden. Es ist eine funkelnde, poetisch-ruppige Sprache, in der von den „anderen Leuten“ erzählt wird – und man sich zugleich fragt, wer diese eigentlich sind. Immer wieder schalten sich zufällig Anwesende wie ein antiker Chor kommentierend in das Geschehen ein oder geben die Halluzinationen und Fieberträume der Figuren wieder. Dadurch entsteht ein hämmernder Rhythmus und es entfalten sich bittere und provokante Wahrheiten über zerplatzte Träume und Lebenslügen, über männliche Müdigkeit angesichts aufmüpfiger Frauen und über Desillusionen in der polnischen Gegenwart, in der Menschen aus der Ukraine die billigen Jobs machen. Ein mutiges Buch, herausfordernd zu lesen.
(sh)