Armut ist ein brennend Hemd
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Eichborn
Rezension
"Et gitt rein gar nichts zou verzählen", behaupten die Alten aus Scholmersbach im Westerwald trotzig auf der letzten Seite des neuen Romans von Annegret Held. Als Leser weiß man es an dieser Stelle schon besser. Es gibt sehr viel zu erzählen über die vergangenen Zeiten in dem kleinen Dorf! Bereits in "Appolonia" verfolgte eine Erzählerin aus unserer Zeit ihren Stammbaum um zwei Generationen zurück. Nun führen sie die Verästelungen weiter in die Vergangenheit, bis ins Jahr 1806. Zur eigensinnigen und geradlinigen Fine und ihren vielen Kindern. Jede Figur stellt einen weiteren Faden in dem dichten Netz aus Geschichten, das Held um Scholmersbach spinnt. Es wird geliebt, gestritten, gestorben und gelitten. Und sehr viel gehungert. Die Armut beherrscht das Leben der Menschen. Zu lesen, wie sie verschimmelte Kartoffeln essen und ihre Kinder an Händler verkaufen, damit diese besser über den Winter kommen, befremdet aus der Perspektive des Überflusses. Fremdartig wirkt auch die Sprache: ein derber Dialekt, der sich über weite Textpassagen erstreckt. Trotzdem gelingt es Held, dass ihre Figuren, obwohl in einem anderen Jahrhundert verortet, den Lesern von heute mit ihrem Schicksal nahekommen.
Kurzbeschreibung
Jetzt direkt kaufen bei:
