Beinahe Alaska
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: mare
Rezension
Arezu Weitholz’ Ich-Erzählerin ist Künstlerin, die für einen Verlag auf der Expeditionskreuzfahrt mit der MS Svalbard die arktische Landschaft porträtiert. Sie hält sich bewusst auf Distanz zu den anderen Kreuzfahrern – Rentnerpaare in knalligen Trekkingoutfits, ein Schriftsteller samt Buchclub, übergriffige Influencer. Kaum jemand reist allein auf diesem Schiff, und dass sie es gern bleiben würde, ist schwer zu vermitteln. Mit 45 Jahren hat sie ihre Eltern, ein Kind und ihre Hoffnung auf Liebe begraben. Doch je weiter der Horizont wird, desto schwereloser werden ihre Gedankenwelten. Sie findet menschliche Fluchtpunkte wie Herrn Mücke und den Journalisten Lewis. Lässt sich treiben durch die gewaltigen Eismassen, staunt über den Überlebenswillen von Mensch und Natur in dieser lebensfeindlichen Umgebung. Als das Schiff nicht die geplante Nordwestpassage nehmen kann und stattdessen Inuit-Siedlungen in Neufundland ansteuert, taucht sie vollends ein in das Panorama aus Wasserfarben, Silbernebel, Wolkentürmen und Gespenstertannen. Weitholz malt mit Worten und erweckt so die karge Schönheit der Arktis zum Leben. Ihre Playlist zum Buch spiegelt diesen vielschichtig komponierten Reisebericht.
(ts)