Blauschmuck
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 18.95 €
Verlag: Suhrkamp
Rezension
"In unserem Tal leben hundert blaue Frauen," erzählt die 12-jährige Filiz über das kurdische Dorf, in dem sie aufwächst. Und dann beschreibt sie, wie diese das Blau tragen: als Medaillon unter dem Hals, als Armband ums Handgelenk oder um die Fesseln. Das Blau ist kein wirklicher Schmuck. Es sind Hämatome, zugefügt durch Misshandlungen der Männer. Wer keine hat, gehört nicht richtig dazu, so Filiz. Und so werden die Verletzungen tatsächlich zu einer Art Schmuck, der signalisiert, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Zu Beginn von Katharina Winklers Debütroman ist Filiz noch zart "geschmückt". Dann heiratet sie Yunus, und das Blau wird dunkler, hässlicher, sodass es nicht mehr möglich ist, es zu romantisieren. Winkler beschreibt die Gewalt aus Filiz' Perspektive so eindringlich, so brutal, dass nach der Lektüre ein Gefühl zurückbleibt wie ein blauer Fleck. Dieses Buch hallt lange nach. Dem Mann wird seine Verantwortung nicht abgesprochen und dennoch wird auch er als Leidender gezeigt, gefangen in einem Familiensystem, in starrer Tradition. Umso besser, dass es Filiz in der tatsächlich passierten Geschichte, die Winkler aufgeschrieben hat, gelungen ist, aus diesem System zu entkommen.
(man)Kurzbeschreibung
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