Das Haus der Frauen
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: S. Fischer
Rezension
Das Leben der Star-Anwältin Solène zerspringt mit dem Selbstmord eines Mandaten in stumpfsinnige Scherben. Laetitia Colombani hat mit dem ersten Roman „Der Zopf“ einen internationalen Bestseller gelandet. Was an ihrem zweiten Roman fesselt, ist vor allem der historisch wahre Hintergrund. Denn in scharfen szenischen Wechseln wird immer wieder ins Leben der Blanche Peyron in die 1920er-Jahre zurückgeblendet. Sie ist die eigentliche Heldin der Erzählung, als Vorkämpferin der Heilsarmee war sie es, die den Palast der Frauen realisierte. Auf der zweiten Zeitebene verlässt Solène ihre bürgerliche Blase und wird öffentliche Schreiberin im „Palais de la Femme“. Erstmals entwickelt sie ein Bewusstsein, wie hart das Leben vielen Frauen mitgespielt hat. Hier finden sie Zuflucht vor Obdachlosigkeit, Gewalt und Drogen – und die Chance auf einen Neuanfang mit einem Zimmer für sich allein. Colombani hat vor Ort recherchiert, nahm Teil am Schicksal der Frauen. Und so sind es fatalerweise gerade die teetrinkenden Tatas, die tobende Cynthia und allen voran die Hausgründerin Blanche, die Solène als blutleere Figur erscheinen lassen – in viel zu klischeehaften Bildern gezeichnet. Fakt schlägt Fiktion.
(ts)