Das Letzte, was er wollte
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Ullstein
Rezension
Die Achtziger, hohe Zeit für weiße Kapitalisten, Concorde-Flieger und des zynischen Taktierens der USA auf politischer Weltbühne – inklusive Waffenschiebereien in kriselnde Regionen. Joan Didion ist eine Chronistin der amerikanischen Zeitgeschichte und in diesem erstmals 1996 erschienenen Buch fügt sie eine Recherche zu den Vorboten der Contra-Krise 1986 mit der persönlichen Geschichte der Reporterin Elena McMahon zu einem fragmentarischen Roman zusammen, der
zwischen vermeintlichem Tatsachen-bericht und pointierter Analyse oszilliert. McMahon fliegt für ihren dementen Vater in die Karibik, um sein letztes „dickes Ding“, den angeblichen Jackpot, unter Dach und Fach zu bringen und strandet auf einer der politisch aufgeheizten Inseln, auf der sie auf ihren Einsatz wartet. Der repetitive Konjunktiv, wie es wirklich gewesen sein mochte, zieht die Spannung an und entlarvt die Zeitzeugen, die lügen und vertuschen, als Didions Erzählerin, ebenfalls Journalistin, zehn Jahre später in ihrer Recherche Elena McMahons Spuren folgt. Es ist nicht erstaunlich, dass der Roman gerade jetzt hochkarätig verfilmt wird, da jemand, der die Achtziger derart repräsentiert und durch windige Hinterzimmergeschäfte reich geworden ist, im Weißen Haus sitzt.