Der Verräter
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: Luchterhand
Rezension
Ein über 30 Seiten langer Monolog reißt den Leser mit in diese bitterböse Satire, für die Paul Beatty 2016 den Man Booker Prize bekommen hat. Sein vornamenloser schwarzer Ich-Erzähler steht vor dem Obersten Gerichtshof der USA, erwartet seinen Prozess und raucht erst einmal das von ihm angebaute Marihuana. Vorgeworfen wird ihm etwas, was er tatsächlich getan hat: Er hat in dem Stadtteil Dickens in Los Angeles Sklaverei und Rassentrennung wieder eingeführt. Dennoch hält er sich für nicht schuldig. Schließlich hat die formale Abschaffung niemals funktioniert. In einer Verbindung aus komischer Überspitzung und schmerzhafter Gesellschaftsanalyse lässt Beatty einen Erzähler auf uns los, der als Kind von seinem Vater für Experimente missbraucht wurde, die sich um schwarze Identität und Rassismus drehten, und sich nach dessen Tod daran macht, die Bürgerrechte wieder auszuhebeln. Dabei hinterfragt Beatty sämtliche Aspekte von Rassismus, er arbeitet mit Sprache und Rhythmus, mit tatsächlichen und fiktiven Verweisen und entfacht einen verwegenen Strom aus messerscharfen Analysen und vernebelten Witzen. Manches ist außerhalb der USA nicht leicht zu entschlüsseln. Aber am Ende dieses mutigen und hochkomischen Romans sieht man die Welt mit anderen Augen.
(sh)Kurzbeschreibung
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