Die Annonce
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Rotpunktverlag
Rezension
„Die Nacht von Fridières senkte sich nicht, sie zog auf wie ein Sturm, ergriff die Häuser die Tiere die Leute, sie brach von überall gleichzeitig ein, breitete sich aus, ertränkte in ihrer Tinte die Konturen der Dinge, der Körper, verschlang die Bäume, die Steine, verwischte die Wege, radierte alles aus.“ Es ist diese rhythmische, treibende und poetische Sprache, nicht die Handlung, die dafür sorgt, dass dieses schmale Buch einen unwiderstehlichen Sog entfaltet. Wortkarge Bauern bevölkern die kleine Dorfwelt in den französischen Bergen, in die Annette mit ihrem Sohn Éric einzieht. Die 37-jährige Kassiererin hat sich auf die Annnonce des „sanften, 46-jährigen Landwirts“ Paul gemeldet. Die Eindringlinge aus dem Norden werden von Pauls Schwester Nicole und den zwei steinalten Onkeln, mit denen er auf dem Bauernhof lebt, argwöhnisch beäugt. Mit feinem Humor und viel Empathie für die menschlichen Schrullen beschreibt Marie-Hélène Lafon die archaische Welt in der Auvergne. „Man hatte wenig zu sagen, denn zunächst musste man miteinander leben“ – eine eigentümliche Distanziertheit symbolisiert die Sprachlosigkeit und doch bilden sich neue gemeinsame Gewohnheiten in diesem Haus ohne große Worte.
(ts)