Die Farbe von Milch
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 18 €
Verlag: Eisele
Rezension
Bei manchen Geschichten ahnt man schon am Anfang: Das kann nicht gut ausgehen. Wenn ein Bauernmädchen zu Beginn des 19. Jahrhunderts klug, herzensgut und ehrlich ist, dann wird das Leben kommen und all dies vernichten. Und doch wünscht man sich so sehr, dass es anders sein möchte. Diese Hoffnung verleiht dem Roman, ebenso wie seine eindringlich schlichte, fast lyrische Sprache, einen schwer entrinnbaren Sog. Protagonistin ist die 15-jährige Mary, ein lahmes Mädchen aus einer Bauernfamilie im Jahr 1830, deren Frohsinn und unverblümte Ehrlichkeit aus allem Elend hervorscheinen. Sie wird in das Haus des Pfarrers gegeben, um dort seiner schwer kranken Frau beizustehen. Kurz scheint es, als sei Mary ihrem prügelnden Vater entkommen, doch als die Pfarrersfrau stirbt, ändert sich ein weiteres Mal Marys Leben ohne ihr Mitspracherecht. Es ist die Geißel ihres Standes und ihrer Weiblichkeit, der selbst Marys Intelligenz und schonungslose Offenheit nichts entgegenzusetzen haben. Leyshon gelingt es, ihrer Mary eine Stimme zu geben, die das Spannungsfeld zwischen dem ungebildeten Bauernmädchen und dem großen, schöpferischen Geist, der in ihr wohnt, auf wunderbare Weise wiedergibt. Sie zeigt, dass manchmal der Wunsch nach geistiger Freiheit zum größten Opfer führt.
(md)Kurzbeschreibung
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