Die Frau des Obersts
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: Penguin
Rezension
Seit Rosa Liksom 2014 in ihrem Atelier in Helsinki von dem Buch erzählte, an dem sie gerade arbeitete, wartete ich gespannt. Es ginge um eine Lehrerin aus ihrem Dorf in Lappland, die sie sehr gut kannte. Die Frau eines Obersts, der für die deutsche Wehrmacht arbeitete. Und da ist der Roman nun endlich. Geschrieben im typischen Liksom-Sound, rau, wildwüchsig. Unerschrocken stürmt sie durch dieses unglaubliche Frauenleben. Liksom wählt die Ich-Perspektive, die rückblickend dieses Leben erinnert und reflektiert. Nicht episch ausschweifend, sondern in scharfen Schlaglichtern mit brutalen Bildern lässt Liksom uns durch die Augen einer Täterin blicken. Zur flammenden Nationalsozialistin erzogen, als Teenagerin von dem Oberst, einem Freund des Vaters, verführt, ist es diese Zeit des Schulterschlusses mit den Nazis, die ihre jungen Jahre prägt. Mit dem Niedergang des Dritten Reiches und der späten Hochzeit mit dem Oberst beginnt auch, das Leben der Frau auseinanderzufallen. Auf jahrelange brutale Gewalt in der Ehe, die sie bis in die Nervenklinik bringt, folgt eine Zeit der Emanzipation, die sie als Lehrerin im hohen Norden führt. Auch hier lebt, liebt und schreibt sie jenseits der Konventionen.
(ts)