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Lola Shoneyin

Die geheimen Leben der Frauen des Baba Segi

ERZÄHLUNGEN UND ROMANE

Informationen: , 22.95 €

Verlag: Edition Büchergilde

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Redaktion

Leser

Rezension

Als Bolanle Baba Segis vierte Frau wird, bricht sie das Herz ihrer Mutter. Für die kluge junge Frau mit akademischer Ausbildung standen doch reichlich Türen offen; warum also wählt sie ein Leben als Nr. 4 an der Seite eines alten und dickbäuchigen Stumpfkopfes? Nicht nur ihre Mutter wird von der Entscheidung hart getroffen, sollte ihre Tochter doch ein anderes, ein unabhängiges Leben führen.

Bolanle wackelt unmittelbar mit ihrer Ankunft, anfangs ohne es auch nur zu ahnen, heftig am Hausfrieden ihres Ehemannes. Seine drei Ehefrauen fühlen sich von der neuen Frau in der jahrelang subtil manipulierten Hausordnung und in ihren wohlbehüteten Geheimnissen bedroht. Was mit kleinen Anfeindungen und Rangeleien beginnt, entwickelt sich zu immer tückischeren Intrigen, die schließlich die Existenz aller bedrohen. So fliegt dem großen Patriarchen bald sein Leben um die Ohren, und er muss entsetzt zur Kenntnis nehmen, wer in seinem Haus tatsächlich die Hosen anhat.

Shoneyin erzählt diese immer wieder zutiefst anrührende Geschichte ohne Gefühlsduseleien, stattdessen in bedrückend klarer Sprache, mit viel klugem Witz und überraschenden Einsichten.

(jk)

Kurzbeschreibung

Bolanle, jung und studiert, wird die vierte Frau des um einiges älteren Baba Segi und bringt durch ihre Anwesenheit das Gleichgewicht des vielköpfigen Haushalts im nigerianischen Ibadan durcheinander. Die alte Hackordnung ist in Gefahr und die anderen Frauen fassen den Plan, den Neuzugang loszuwerden. Zumal Bolanles Geheimnis, das nach und nach offenbar wird, die sorgsam gehüteten Geheimnisse der anderen Frauen aufzudecken droht. 2011 wurde Lola Shoneyin für ihr Debüt mit dem PEN Oakland / Josephine Miles Literary Award ausgezeichnet. Der Roman wurde in fünf Sprachen übersetzt. Lola Shoneyin, eine frische und aufregende neue Stimme in der zeitgenössischen Belletristik, wirft in ihrem märchenhaft unterhaltsamen Debüt-Roman ein faszinierendes Licht auf die wenig bekannte Welt der Polygamie im heutigen Nigeria. „Die geheimen Leben der Frauen des Baba Segi“ ist die bunte und faszinierende Geschichte einer wohlhabenden afrikanischen Familie, die in eine Krise gerät, als der Patriarch Baba Segi eine junge, gut ausgebildete vierte Frau in seine polygame Ehe bringt. Bolanle ist nicht nur Konkurrentin, vielmehr droht sie, die sorgsam gehüteten Geheimnisse der anderen Frauen zu lüften. Klug und trotz aller dramatischen Geschehnisse sehr humorvoll beschreibt Shoneyin eine Lebensform, die für den deutschen Leser wie aus der Zeit gefallen wirkt und alle Beteiligten korrumpiert und verbiegt. Jede Frau schluckt zwar die ihr von den Mitfrauen zugefügten Demütigungen, aber unter der Oberfläche brodelt es: Argwohn ist das Gericht, das täglich auf den Tisch kommt, Hinterhältigkeit das Gewürz. Die Frauen müssen sich nicht nur den Mann teilen, ihre Position mit Zähnen und Klauen verteidigen, gleichzeitig ihre Kinder schützen, sondern dabei auch so subtil vorgehen, dass es der Ehemann nicht bemerkt. Denn eine streitsüchtige Ehefrau fällt in Ungnade. Der Mann wiederum muss die Augen vor den Zwistigkeiten verschließen und seine Zuneigung sorgsam und gleichmäßig unter den Frauen aufteilen. Die ständigen Spannungen vergiften auch die Kinder, die ihrerseits untereinander rivalisieren und den Vater um der Lage willen verabscheuen, in die er ihre Mütter gebracht hat. Exemplarisch steht jede der vier sehr unterschiedlichen Frauen für eine andere Motivation, sich in eine polygame Ehe zu begeben. Zugleich gewinnt der Leser einen Einblick in Zwänge der heutigen nigerianischen Gesellschaft, in der einerseits eine unverheiratete Frau eine Randexistenz führt, ein Mann andererseits nur dann hohes Ansehen genießt, wenn er über mehrere Frauen und eine vielköpfige Kinderschar verfügt. Lola Shoneyin verfügt über eine ungewöhnliche Stimme, ihren Metaphern ist anzumerken, dass ihre Wurzeln in der Dichtung liegen. Elegant verflicht sie die Stimmen der vier Frauen, des Ehemanns und des auktorialen Erzählers miteinander, umgeht geschickt die Falle der Schwarzweißmalerei und wird durch die Multiperspektive diesem komplizierten Ehegeflecht gerecht.


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