Die jüngsten Tage
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Rowohlt
Rezension
Gleich mehrere Passagen in diesem Debütroman spielen sich in Zügen ab und das ist äußerst passend, denn auch beim Lesen stellt sich das Gefühl ein, mit Jonathan Buck, dem Protagonisten, durch sein Leben zu rauschen. Vieles sieht man nur undeutlich, flüchtig, man weiß, es geht so sehr darum, anzukommen. Doch das Ziel wird nie erreicht. Im Roman ist das Berlin, die Stadt von Jonathans Kindheit, die Stadt, in der sein bester Freund Strippe starb, von dem er sich verabschieden sollte. Verabschieden will? Man weiß es nicht so genau. Ob Jonathan nun vom Schaffner aus dem Zug geworfen wird oder der Zug auf halber Strecke stehenbleibt, er kommt nicht an. Er bleibt in einer seltsamen Zwischenwelt stecken, in der es viel Nebel gibt, Vergangenes wie Kindheitserinnerungen mit Strippe und der Fall der Berliner Mauer tauchen daraus auf und verschwinden wieder. Doch es gibt auch eine Lichtgestalt, Elena, die Frau, die Jonathan in Hamburg Zuflucht gewährt, bei der er bleiben will. Das Beste an diesem Roman ist vielleicht, wie Tom Müller über Chaos erzählt. Die richtigen Worte findet für das Ungewisse, Unklare, Ungeformte. Sich hineinzubegeben in diesen Nebel ist nicht verwirrend, sondern elektrisierend.
Rauschen, Nebel und ein Licht in der Ferne. In diesem Roman herrscht das Chaos und das ist gut so.