Bombay ist Bollywood. Das war es schon in den 60er und 70er Jahren, in denen dieser rasant erzählte Roman aus Indien spielt. Und wie eine farbenfrohe und pompöse Bollywood-Komödie liest sich auch dieses großartige Buch. In den Hauptrollen: Ravan und Eddie, die, obwohl einander spinnefeind, denselben Traum träumen: Schauspieler werden. Sie suchen den Erfolg mit all ihren kläglichen Mitteln. Das Leben schlägt ihnen jedoch in tragikomischen Wendungen stets ein Schnippchen. Wie sich die beiden Helden nach einem jeden Tiefschlag dennoch wieder aufrappeln und zielstrebig weiter stolpern, ist ein grandioses Lesevergnügen.
(jk)
Das Bombay der 60er- und 70er-Jahre ist der Schauplatz von Kiran Nagarkars neuem Roman »Die Statisten«, einem satirischen Heldenroman im Rabelais'schen Sinne.
Ravan arbeitet als Taxifahrer, Eddie als Rausschmeißer in einer illegalen Kneipe. Aufgewachsen in den Chawls, den vier- bis fünfstöckigen Mietskasernen Bombays, sind beide elektrisiert von der Glitzer- und Glamourwelt Bollywoods und der westlichen Rockmusik.
Während Ravan mit seiner Hochzeitsband regelmäßig um die Gage geprellt wird, ist Eddie, der gemeinsam mit seiner hinreißenden angloindischen Freundin Belle die »Bandra Bombshells« gründet, nicht wesentlich erfolgreicher. Ihre Versuche, der Enge ihrer hinduistischen und katholischen Familien zu entfliehen und im Musik- und schließlich im Filmbusiness Fuß zu fassen, sind von Rückschlägen und Scheitern begleitet, doch sind sie unbezähmbar in der Zuversicht, ihre Träume zu verwirklichen.
Schamlos, schockierend, brüllend komisch und einfühlsam porträtiert Nagarkar seine Protagonisten und treibt sie mit einer unglaublichen Geschwindigkeit durch die Stadt. Vor dem Hintergrund der indischen Film- und Musikgeschichte entsteht plastisch und sinnlich die Megacity Bombay mit ihren Rhythmen, ihrem Duft und ihrer Vielstimmigkeit. Zugleich ist dieser Roman ein philosophisches Nachsinnen über unseren Platz in der Welt. Sind wir die Protagonisten oder doch nur Statisten in diesem Film namens Leben?
Die Übersetzer: Giovanni und Ditte Bandini studierten klassische Indologie und Religionswissenschaften. Sie promovierten und arbeiten seit 1987 als freie Schriftsteller und Übersetzer, u.a. von Matt Ruff, Cathleen Schine, Seamus Heaney, Colm Tóibín und Ian Rankin.