Ein Satz an Herrn Müller
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 18 €
Verlag: ars vivendi
Rezension
Wer statt des Punkts mit Komma schreibt, den Leser durch das Buch nur treibt. Oder anders gesagt: Eine Geschichte ganz ohne Punkte fordert dem Leser ein ordentliches Maß an Disziplin ab. Der Ich-Erzähler trägt Herrn Müller eine unerfüllbare Bitte an: Er soll seine Wohnung einrichten, obwohl dieses Vorhaben unmöglich zu sein scheint. In einem einzigen, 256 Seiten langen Satz erläutert der Erzähler die Gründe. Dabei kommt er schon nach 45 Seiten zum Kern seines Problems: "daß ich aber nicht wohnen kann, liegt daran, daß ich in mir selbst keine Heimat finde". Spätestens hier weiß man also Bescheid. Warum dann ein Buch weiterlesen, das anstrengt? Weil es interessante Aspekte einer Biografie aufzeigt, die auch als Impulse für die eigene dienen können. Weil es um alle Arten von Kunst geht. Weil es eine Menge unterhaltsamer und witziger Passagen gibt (zum Beispiel die "Badewasserweihautomatik" als Anspielung auf das Prunk-Bad des Franz-Peter Tebartz-van Elst). Und natürlich, weil dieser ungewöhnliche Stil trotz oder gerade wegen der hohen Lesegeschwindigkeit Spannung erzeugt. Dennoch, beim Lesen möchte man mehr als einmal sagen: Holen Sie doch mal Luft. Aber das muss man schon selbst tun.
(sk)Kurzbeschreibung
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