FLUTwelle
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 24.9 €
Verlag: Dörlemann
Rezension
Van liegt in seinem Sarg. Aus einer Art Post-mortem-Bewusstsein kann der 47-Jährige von seiner gescheiterten Ehe mit Lou erzählen. Als Nächstes berichtet Ulma, wie sie durch den Narzissmus ihrer neurotischen Mutter emotional zerfleischt wurde. Das Gespräch mit ihrem Therapeuten findet jedoch nur in ihrer Fantasie statt. Zu diesem Zeitpunkt ahnt der Leser noch nicht, welch tragische Rolle Ulma spielt.
Die französische Schriftstellerin Linda Lê hat ihren vierten Roman wirklich faszinierend konstruiert: Die Figuren-Monologe umspannen in vier Abschnitten - tiefe Nacht, Morgengrauen, Mittag und Abenddämmerung - einen einzigen Tag. Den Tag nach Vans Beerdigung. Van, ein "Amalgam aus Bestimmtheit und Unentschlossenheit", machte seiner Frau Lou mit unzähligen Affären das Leben schwer, bis sie ihn einfach mit dem Auto überfuhr. Der "Mord" an Van löst bei allen Beteiligten eine "Flutwelle" an Gedanken und Gefühlen aus. So auch bei seiner Tochter Laure, die ihn eigentlich verachtete und nun schmerzlich vermisst. Die vier Erzählenden lassen tief blicken. Ihre Seelenbekenntnisse sind äußerst filigran und lebendig wiedergegeben, obwohl die Autorin auf Dialoge verzichtet. 2012 war Lê mit "FLUTwelle" Anwärterin auf den Prix Goncourt, und das zu Recht!
(jw)Kurzbeschreibung
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