Hündin
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 18 €
Verlag: Aufbau Verlag
Rezension
Damaris wollte immer Kinder haben – vier, um genau zu sein, zwei Mädchen und zwei Jungen. Ihr Mann Rogelia und sie haben alles versucht, sie waren sogar bei einem sehr teuren Heiler. Aber Damaris ist nicht schwanger geworden. Nun ist sie über 40 Jahre alt und verzweifelt. Sie schlägt sich irgendwie durch ihr Leben in ihrem Dorf in Kolumbien am Pazifischen Ozean, in dem Weiße und Schwarze, Reiche und Arme voneinander getrennt leben. Dann bekommt sie eines Tages von einer Nachbarin einen Hundewelpen – und diese Bindung bringt viele Erkenntnisse ans Tageslicht. Die Gewalt, die Armut, die soziale Spaltung der Gesellschaft Kolumbiens ist in diesem beeindruckenden Debütroman stets präsent, ohne dass sie auserzählt werden. Vielmehr spürt die kolumbianische Schriftstellerin Pilar Quintana der existenziellen Verzweiflung nach, die eine kinderlose Frau empfinden kann, wenn ihr nicht gelingt, was die Gesellschaft von ihr erwartet: Kinder zu bekommen. Die lakonische, knappe und mitleidlose Sprache akzentuiert gekonnt die Leere, die Damaris empfindet – und die von dem Hundewelpen gefüllt wird, den sie so nennt, wie sie ihre Tochter hätte nennen wollen. Doch auch eine Hündin wird älter, bald verschwindet sie häufiger. Damit kommt Damaris nicht zurecht – alles steuert auf eine Katastrophe zu.
(sh)