Hundert-Dollar-Küsse

Fragt man nach großen amerikanischen Schriftstellern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wird etwas Zeit vergehen, bis jemand Kurt Vonnegut nennt. Dabei ist dieser Vonnegut ein Meister seines Fachs und, wie Dave Eggers in seinem liebevollen Vorwort sagt, vielleicht der größte Moralist unter den großen Amerikanern. Das mag der Grund für die Unbekanntheit sein. Alle Geschichten des Bandes haben eine Botschaft, eine Lehre. Sie lassen den Leser nie im Unklaren darüber, was der Autor sagen will. Wer mag das schon in Zeiten der Beliebigkeit? Trotzdem oder gerade deshalb: lohnende Lektüre!

(ct)

Kurt Vonnegut erzählt in sechzehn weiteren frühen Geschichten gewohnt scharfsinnig vom amerikanischen Traum der 1950er/60er-Jahre – erstmals ins Deutsche übertragen von Harry Rowohlt. Beeindruckend klarsichtig seziert Vonnegut das Streben nach Geld, Ruhm und Liebe, welches das Leben hochintelligenter, schrulliger Menschen in unvorhersehbare Bahnen lenkt. Da ist zum Beispiel George, der mit einem sprechenden Kühlschrank »Jenny« zusammenlebt; da ist die junge Sekretärin Amy, die sich in einen flüchtigen Bankräuber verliebt; da kommt eine Selbstmordwelle, die sich wie eine Seuche ausbreitet und selbst die angesehensten Wissenschaftler des Landes vor Rätsel stellt. Mit seinen pointierten und skurrilen Geschichten beeinflusste Vonnegut eine ganze Generation amerikanischer Autoren und erweist sich als ein Meister der genauen Beobachtung, dem es gelingt, mit präzisen Worten auf wenigen Seiten ganze Welten entstehen zu lassen. Das meint die Presse... »Kurt Vonneguts Geschichten sind stilistisch großartig und dramaturgisch auf den Punkt gebracht.« Florian Schmid, rbb