Hundesohn
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Kampa
Rezension
Bücher, die mit leicht verklärtem Blick und in unglaublich „authentischer“ Sprache den Hamburger Kiez idealisieren, gibt es zu viele. Dieser Debütroman gehört nicht dazu, wenngleich auch hier ein wenig Kiez-Romantik mit hineinkommt, etwa, wenn die Kneipenbesitzerin Lu beschrieben wird, die Geliebte des Protagonisten Hawk: eine starke, beherzte Frau, auf deren gesamten Körper das Meer tätowiert ist. Doch das ist nur eine kleine, etwas kitschige Facette. Im Großen und Ganzen ist Sonja M. Schultz mit der Lebensgeschichte eines Mannes, der aus der Enge auf dem abgelegenen Hof seiner Eltern im Süden Deutschlands nach Hamburg flüchtet und dort eine zwielichtige Karriere im St. Pauli der 1960er-Jahre beginnt, eine lohnenswerte Lektüre gelungen. Die Geschichte, die von hinten aufgerollt wird, kann man kaum einem einzigen Genre zuordnen. Es geht um Hawks (sein eigentlicher Name ist Herbert) kriminelle Vergangenheit, seine schlimme Kindheit mit einem gewalttätigen Vater, seine Liebe zu Lu, um Freundschaft, Schuld und Neuanfang. Ein bisschen Krimi, ein bisschen Romanze, ein bisschen Milieustudie mitsamt passendem Jargon und viel Tiefgang ergeben einen eigenwilligen, fesselnden Roman.
(has)