Ich freue mich, dass ich geboren bin
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 18 €
Verlag: Piper
Rezension
Im Winter stellte sie sich einmal eine ganze Stunde vor das geöffnete Fenster. Vielleicht würde sie so eine Lungenentzündung bekommen, der Sache ein Ende machen, hofft die kleine Protagonistin dieses Kurzromans. Eine von zahlreichen düsteren Szenen. Die kindliche Tonalität der Erzählstimme täuscht zunächst über die Grausamkeit der Geschichte hinweg. Zu Beginn der 1960er-Jahre sind die Eltern aus dem Osten geflohen. Obwohl nun im Land der Verheißungen, hausen verbitterte Seelen in der neuen Dreizimmerwohnung. Der Vater, das "Ungeheuer", schlägt seine siebenjährige Tochter. Sorgsam geht das Kind alle Äußerungen der Eltern durch, wiederholt sie, entlarvt Lügen, benennt Alltagsdetails, wünscht sich Wahrhaftigkeit. Ein Stil ohne fortschreitende Handlung, der bisweilen ermüdet. Die Tochter erzählt schließlich von ihrer Geburt, wie unglücklich der Vater war, die falsche "Kaulquappe aus dem großen schwarzen Teich Ewigkeit gefischt" zu haben. Ein blonder Junge wäre besser gewesen, findet auch die Mutter. Letztlich ist es seine Fantasie, die es dem Kind ermöglicht, sich selbst zu bejahen. Eine faszinierende Emanzipation, die die Lieblosigkeit der Eltern überhaupt erst erträglich macht.
(jw)Kurzbeschreibung
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