Ich schreibe Ihnen im Dunkeln
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 19.95 €
Verlag: C.H. Beck
Rezension
Der Fall Pauline Dubuisson hatte 1953 in Frankreich für Aufregung gesorgt. Eine zierliche Medizinstudentin aus der Provinz hatte ihren Verlobten erschossen und wurde zur lebenslangen Haft verurteilt. Auch wenn sie nach neun Jahren wegen guter Führung entlassen wurde, blieb sie in der Literatur und auf der Leinwand - durch Brigitte Bardot gespielt - ein Symbol der Ruchlosigkeit. Jean-Luc Seigle kehrt die Perspektive radikal um. Pauline erzählt ihre Suche nach Anerkennung und Liebe. Die Gewalt kommt nicht von ihr, sondern von den Männern. Der Vater, ein Offizier, treibt sie während des Krieges in die Arme eines deutschen Arztes. Dafür, dass sie mit dem Feind geschlafen hat, wird sie später kahl geschoren und vergewaltigt. Ihre Liebhaber, ihre Richter verhalten sich kaum anders: Vom anderen Geschlecht erfährt sie nur Brutalität, Instrumentalisierung, Zurückweisung. Seigles Sprache ist voller Empathie, aber ohne Pathos und so glaubwürdig, dass man sich der Identifikation mit Pauline kaum entziehen kann. Man spürt die endlose Erniedrigung dieser jungen Frau; das Gefühl der Ungerechtigkeit überkommt den Leser von der ersten bis zur letzten Zeile - und verlässt ihn so schnell nicht wieder.
(clt)Kurzbeschreibung
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