Ihre Nacht

Yumiko lebt in den Tag hinein, geht auf Reisen und kehrt irgendwann immer wieder in ihre kleine Wohnung in Tokyo zurück. Eines Tages steht unvermittelt ihr Cousin Shoichi vor der Tür, den sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hat. Seine Mutter hat ihn auf dem Sterbebett gebeten, Yumiko nach Kräften zu unterstützen. Offenbar ahnte ihre Tante trotz Kontaktabbruch, dass Yumiko jede Hilfe gebrauchen kann. So beginnen die beiden, an gemeinsame Erinnerungen anzuknüpfen und Erlebtes aufzuarbeiten. Yumiko und Shoichi begeben sich auf Spurensuche in die Vergangenheit ihrer Familie, die von einem tragischen Ereignis überschattet wird.

Schockierend und dabei sehr feinfühlig erzählt die Autorin vom Blick zurück, von der Bewältigung der eigenen Vergangenheit und davon, wie es gelingen kann, dem Unglück etwas Positives abzugewinnen. Die Protagonistin hat nur diese eine Nacht, in der sie die Möglichkeit hat, Frieden mit allem zu schließen, was hinter ihr liegt. Banana Yoshimoto bleibt ihrem Erzählstil treu und verzichtet auch in „Ihre Nacht“ auf jede direkte Charakterisierung ihrer Figuren. Sie vermittelt subtil über Stimmungsbilder alles, was der Leser über die Charaktere wissen muss.

(ms)

Yumikos Vergangenheit birgt ein Geheimnis, und gemeinsam mit ihrem Cousin Shôichi möchte sie den Schlüssel dazu finden. ›Ihre Nacht‹ beschreibt eine unheimliche Grenzerfahrung und deren Bewältigung. Die Geschichte einer Heilung – auch durch die Kraft der Liebe. Ihre Mütter waren Zwillinge, doch die Kinder sind so verschieden wie Tag und Nacht: Shôichi hat ein schönes Zuhause und festen Boden unter den Füßen, während seine Cousine Yumiko ein prekäres Single-Leben in Tokio lebt, voller Angstattacken und in dem Bewusstsein, dass ihr Leben von etwas Dunklem belagert wird, an das sie sich jedoch kaum erinnern kann. Shôichi bringt seine Cousine dazu, sich dieser Vergangenheit zu stellen, und sie begeben sich auf eine Zeitreise zu den Orten ihrer Kindheit, an denen einst Schlimmes geschah. »Neben Haruki Murakami ist Banana Yoshimoto Japans Exportschlager. Was beim Lesen hineinzieht, sind die starken Stimmungen. Fast unmerklich kann sich das Übernatürliche in den Alltag ihrer Figuren schleichen, um dann ebenso dezent wieder zu verschwinden.«Kurier