Katie
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Berenberg
Rezension
London in den 1870er-Jahren ist eine Geister-Stadt. Der Spiritismus ist schwer in Mode, in Séancen werden Verstorbene gerufen und auch viele seriöse Wissenschaftler der Royal Society widmen sich der Parapsychologie. William Crookes, der Entdecker des Thalliums, ist da eher skeptisch, bis er ein Gutachten über das 16-jährigen Medium Florence Cook erstellen soll. Es gilt zu beweisen, dass sich aus Florence ein Geist materialisiert. Schon bald verdreht der Geist der toten Katie, die im 17. Jahrhundert als Seeräubertochter von Bukanier Henry Morgan lebte, der ganzen Familie Crookes den Kopf. Während William, das Unfassbare vor Augen, weiter manisch nach der vierten Materie forscht, erfüllt sich Florences Sehnsucht, berühmt zu werden. Christine Wunnicke fängt mit ihrer auf einer wahren Geschichte basierenden Satire den Geist jener Jahre ein - in denen die Naturwissenschaftler im Unsichtbaren rumstocherten, auf der Suche nach der strahlenden Materie, die sich wenig später als Röntgenstrahlen materialisierte. Die Menschen waren elektrifiziert im Licht der aufkommenden Moderne, dieses rauschhafte Lebensgefühl erweckt Wunnicke durch ihre Figuren zum Leben - sprühend komisch und geistvoll-realistisch.
(ts)