Kleine Kassa
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22.9 €
Verlag: Residenz
Rezension
"Auch, wenn es falsch war, falsch, nichts als falsch, rannte er mit dem Koffer die Böschung hinab." Schon der erste Satz hat einen viel zu hohen Puls. Der junge Mann, der hier rennt, sich den Scheitel nachzieht und weiterrennt, heißt Georg. Er ist Lehrling in der Eisenwarenhandlung Oskar Spick, und das vermutlich gerade wegen seines mit Vieren, Fünfen und Sechsen verhagelten Abschlusszeugnisses. In dem Koffer ist Schwarzgeld, aber das weiß Georg nicht, und für den Leser wird es nebensächlich, als Georg über einen Toten stolpert - im wahrsten Sinne des Wortes.
Wer mit einer großen Zahl nahezu gleichzeitig eintretender Veränderungen überfordert ist, mag behaupten, die Ereignisse überschlügen sich. Die Handlung dieses Romans schlägt permanent Salti, und Lechner scheint zunächst fest entschlossen, weder dem Leser noch dem Protagonisten eine Pause zu gönnen, in der er sich umschauen und orientieren könnte. Seine Dialoge sind sparsam bis ins Surreale, die Beschreibungen dafür oft unnötig sperrig. Dieses Buch ist wie sein Protagonist: gehetzt, umständlich, eitel. Komisch, manchmal unfreiwillig. Mitunter stolpert es über seine eigenen Beine, nimmt aber, kaum, dass es wieder gerade steht, trotzig einen ordentlichen Riss Kräuterschnaps. Es verdient unsere Sympathie.