Lorenzos Reise

Als Lorenzo das Telegramm aus Rumänien erhält, in dem ihm in dürren Worten der Tod der Mutter mitgeteilt wird, hat er vor, das Begräbnis so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Doch einmal in Bukarest angekommen, holt ihn die Vergangenheit ein.

Die unkonventionelle Mutter konnte ihn, den ernsten Jungen, so oft zum Lachen bringen. Wie lange hat er als Kind auf die Mutter gewartet, die immer wieder zu wichtigen Geschäftsreisen aufbrach, die dann doch meist viel länger dauerten, als sie ihm versprochen hat? Eines Tages kam sie überhaupt nicht mehr zurück.

Lorenzo ist entsetzt, als er Fotos aus den vergangenen Jahren sieht: Die Mutter aufgequollen, dick, nie ohne Zigarette. Ihr Alkoholkonsum sei enorm gewesen, wird ihm von den Menschen berichtet, die sie kannten.

"Lorenzos Reise" ist ein leiser Roman, der den Verletzungen der Kindheit nachspürt und versucht, den Menschen zu fassen, der einem Kind die Welt bedeutet hat. Der italienische Autor Andrea Bajani (geb. 1975) wurde für diesen großartigen Roman in seiner Heimat mit mehreren renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet und erhielt von Antonio Tabucchi höchstes Lob.

(has)

Eigentlich will Lorenzo sich nur rasch seiner Sohnespflicht entledigen: Er ist nach Bukarest gereist, um an der Beerdigung seiner Mutter teilzunehmen. Angesteckt von der Goldgräberstimmung der Neunzigerjahre hatte sie auf der Suche nach dem schnellen Geld ihren kleinen Sohn in Rom zurückgelassen, um in Rumänien mit ihrem Liebhaber eine Firma aufzubauen. Als Lorenzo erfährt, dass sie beruflich wie privat gescheitert war, will er mehr über ihr Leben erfahren. Er bleibt und stellt sich endlich seiner Vergangenheit. Virtuos erzählt Andrea Bajani vom Verlassenwerden und davon, wie man trotzdem erwachsen wird - und er lässt fassbar werden, was geschieht,wenn man sich auf der Suche nach Freiheit dem Diktat des Geldes unterwirft. »Ich empfand beim Lesen so viel Rührung und Anteilnahme, wie sie mir die junge italienische Literatur schon sehr lange nicht mehr verschafft hat. Bajanis Art zu schreiben hat etwas Belebendes und Ermutigendes, sie ist auch eine Art von Widerstand.« Antonio Tabucchi Mit mehreren renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet: Premio Super Mondello, Premio Recanati und Premio Brancati.