Macunaíma
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 17.95 €
Verlag: Suhrkamp
Rezension
Dieses Buch liest sich, als habe Helge Schneider mit dem Urwald vor Augen den "Simplicissimus" geschrieben: Das Realistische, das Fantastische, das Komische, das Mythische und das Absurde stehen unvermittelt nebeneinander. Der Leser ohne Vorbildung wird permanent überrascht, und das ist höchst amüsant. Der Protagonist, ein "Held ohne jeden Charakter", dessen einzige konstante Eigenschaften die Wollust und die Faulheit sind, wird im Urwald geboren, "pechschwarz und Sohn der Nachtangst". Die ersten Kapitel lesen sich wie ein fröhlicher Streifzug durch indianische Mythen, und tatsächlich meinte der Autor einmal, er habe "auf dieses leicht zu schreibende Buch wenig Erfindungsgabe verwendet". Das ist allerdings nicht mehr als eine lässige Lüge. Als Macunaíma sein Amulett verliert, muss er seinen Stamm verlassen und gerät ins laute São Paulo, das von Maschinen beherrscht wird. Aber auch dort findet er sich, wie jeder Schelm, schnell zurecht: "Er verwandelt Jiguê [seinen älteren Bruder] in eine Telefonmaschine, rief Kabaretts an und bestellte Langusten und Französinnen." Mário de Andrades bekanntestes Werk wird immer wieder als eine Art Entwicklungsgeschichte Brasiliens gelesen, seine Hauptfigur als der quintessentielle Brasilianer. Zu erwähnen sind das exzellente Nachwort und das ausführliche Register, ohne die der Nicht-Brasilianer vieles nicht verstünde.
(ed)Kurzbeschreibung
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