Nenn mich November
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: Aufbau Verlag
Rezension
Vom hippen Berliner Öko-Start-up für kompostierbares Geschirr in ein ostdeutsches Provinzdorf ist es ein weiter Weg. Marthe und David werden durch ihre Privatinsolvenz jäh in dieses neue Leben geworfen und stehen wie Aliens in dem von Maismonokulturen und Biogasanlagen umzingelten Dorf voller abgehängter Existenzen, die alle am Geldhahn der beiden verbliebenen Großbauern hängen. Marthe, die will, dass man sie November nennt, ist eine faszinierende Figur. Immer auf dem neuesten Stand zu allen Terror- und Klimakatastrophen bis in den letzten Winkel der Welt (trotz schlechter Internetverbindung) ist dennoch den Menschen zugewandt und versucht, sich dem Dorf zu nähern. Doch die meisten mauern, hier lässt man keine Fremden hinter die trostlosen Fassaden schauen. Als jedoch in den Zwangsarbeiterbaracken eine Flüchtlingsunterkunft entsteht, erwacht das Dorf. David hingegen verstummt. Wo das alles hinführen soll, weiß keiner, Marthe schon gar nicht. Und auch Gerlof jagt keinem Plot hinterher, sondern inszeniert die bleierne Lethargie, die dieses Dorf gefangen hält, in einer bildreichen und experimentellen Sprache. So springt Marthe immer wieder mit ihrer eigenen Stimme mitten in den Erzählfluss. Ein sprachloses Dorf zum Leben zu erwecken, das ist die Kunst, die Gerlof vollbringt.
(ts)Kurzbeschreibung
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