Pixeltänzer
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: Schöffling & Co.
Rezension
Beta arbeitet in einem Berliner Start-up und wenn sie sich nicht mit der Qualitätskontrolle von Software beschäftigt ist, dreht sie an ihrem Rubikwürfel oder druckt mit ihrem 3-D-Drucker Modelle von Tieren. Eine App, über die man sich von fremden Menschen überall auf der Welt wecken lassen kann, bringt den geheimnisvollen Toboggan in ihr Leben. Fasziniert von seinem Profilbild sucht sie im Internet seine Spuren und stößt auf die Geschichte eines Hamburger Künstlerpaars aus den 20er-Jahren: Lavinia Schulz und Walter Holdt machten mit expressionistischen Tanzaufführungen auf sich aufmerksam, bei denen groteske Ganzkörpermasken zum Einsatz kamen. Berit Glanz hat ihren Debütroman so aufgebaut, dass sich die historische Geschichte der beiden wie bei einer Schnitzeljagd Stück für Stück erschließt. Passend zur Protagonistin sind die Rätsel im virtuellen Raum versteckt. Beta knackt sie alle und ganz nebenbei bekommt ihr von Technik bestimmtes Leben ein belebendes Quäntchen an Unberechenbarkeit, das sie zu ganz neuen Taten beflügelt. Berit Glanz lässt zwei Welten, die ein Jahrhundert voneinander entfernt sind, auf faszinierende Weise ineinandergreifen. Besonders viel Freude machen dabei Absurditäten aus Betas Jetztzeit wie ein lebensechter Roboter-Goldfisch, den sie aus dem Firmen-Aquarium in die Berliner Spree umsiedelt.
(man)