Schmale Pfade
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: mare
Rezension
Seit dem Tod seiner Frau legt Jim Kennoway keinen Wert mehr auf Gesellschaft. Alt, zerzaust, abgemagert und beinamputiert haust der einst anerkannte Ornithologe im Sommerhaus seiner Familie auf einer Insel vor Maine. Er trinkt, raucht, schleppt sich auf Krücken ums Haus, sieht den Vögeln zu. Da schickt ihm ein ehemaliger Kriegskamerad seine Tochter Cadillac ins Haus, die sich vor ihrem Studium in New York akklimatisieren soll. Keine schlechte Idee für ein Mädchen von den Solomon-Inseln, wo Straßen nach wenigen Hundert Metern enden und eine Fluglinie nach einem Laufvogel benannt ist. Das Mädchen mit dem riesigen Haarschopf reißt den Alten noch einmal aus seiner Lethargie, weckt Erinnerungen an seine Liebe und an den Krieg im Pazifik. Verflochten mit Jims Lebensgeschichte sind wunderbare Natur- und Vogelbeschreibungen, die einen vergessen lassen, dass es hier auch ums Sterben und Aussterben geht. Es wird klar, dass sich der Originaltitel "The Bird Skinner" nicht nur auf das Häuten gefiederter Wesen bezieht. Wie schon in ihrem Debüt "Weiße Geister" (2008) gelingt es der 1964 geborenen Alice Greenway ihre Geschichte so federleicht zu erzählen, dass einem erst im Rückblick so recht klar wird, was für ein gewichtiges und abgründiges Thema hier souverän bewältigt worden ist.
(ub)Kurzbeschreibung
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