Karl Ove Knausgård
Spielen
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22.99 €
Verlag: Luchterhand
Rezension
Knausgård hat sich viel vorgenommen. Sechs Bände sollen seine Erinnerungen füllen. "Spielen" ist der dritte Band und ein detailreicher Rückblick auf seine Kindheit und Jugend. Doch der Roman wirkt wie zweigeteilt: Es gibt Passagen, in denen man ergriffen, gebannt oder auch schockiert den Gedanken des Jungen folgt. Wenn er Angst vor dem cholerischen Vater hat oder schonungslos von seinen Experimenten mit den eigenen Exkrementen berichtet. Dann findet man sich jedoch in langatmigen Beschreibungen wie eine Aufzählung aller Nachbarn wieder, die so gar nicht zu der gewaltigen Sprachkunst passen. Sieht man darüber hinweg, ist es ein starkes Leseerlebnis.
(jw)
Kurzbeschreibung
Das literarische Abenteuer aus Norwegen, das autobiographische Projekt von Karl Ove Knausgård geht weiter: Nach Sterben und Lieben nun Spielen – ein Roman über eine Kindheit, der eine Welt beschreibt, in der Kinder und Erwachsene parallele Leben führen, die sich nie begegnen. Alles beginnt mit einer traditionellen Familie: Vater, Mutter und zwei Jungen, die nach Südnorwegen ziehen, in ein neues Haus in einer neuen Siedlung. Es sind die frühen Siebzigerjahre, die Kinder sind klein, die Eltern jung, die Zukunft scheint offen und verheißungsvoll. Aber irgendwann beginnt sie sich zu schließen, irgendwann wird das, was mit großen Hoffnungen begann, klein und festgelegt. Was ist passiert? Wie konnte es dazu kommen?
»An einem milden und bewölkten Tag im August 1969 fuhr auf einer schmalen Straße am äußeren Ende einer südnorwegischen Insel, zwischen Wiesen und Felsen, Weiden und Wäldchen, ein Bus. Er gehörte der Arendal-Dampfschifffahrtsgesellschaft und war wie alle Busse des Unternehmens hell- und dunkelbraun. Er fuhr über eine Brücke, an einer schmalen Bucht entlang, blinkte rechts und hielt. Die Tür ging auf, eine kleine Familie stieg aus. Der Vater, ein großer und schlanker Mann in einem weißen Hemd und einer hellen Polyesterhose, trug zwei Koffer. Die Mutter, in einem beigen Mantel und mit einem hellblauen Kopftuch, das um die langen Haare geschlungen war, hielt an der einen Hand einen Kinderwagen und an der anderen einen kleinen Jungen. Als der Bus weitergefahren war, hing seine dicke, graue Abgaswolke noch für einen Moment über dem Asphalt.«
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