Streichquartett
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 19.99 €
Verlag: Luchterhand
Rezension
Es scheint schlecht zu stehen um die Niederlande als Kulturland und als Sozialstaat; jedenfalls, wenn man den neuen Roman von Anna Enquist ernst nimmt. Ein Streichquartett steht im Mittelpunkt der Handlung, vier Menschen, die auf hohem Niveau, aber zu ihrem reinen Vergnügen miteinander Musik machen. Zwei von ihnen haben vor nicht langer Zeit ihre Kinder bei einem Verkehrsunfall verloren. Ein dritter verliert seinen Job als Direktor des örtlichen Kulturzentrums, als die Subventionen dafür gestrichen werden. Die vierte pflegt, im Glauben, etwas Gutes zu tun, eine Korrespondenz mit einem Häftling und bringt die ganze Gruppe damit in Gefahr. In einer Nebenhandlung wird ein alter Musiker porträtiert, der einst weltberühmt war und nun allein in seinem Haus lebt - in steter Angst davor, in staatliche Pflege zu kommen. Die scheint etwas ganz Schreckliches zu sein, denn die Romanfiguren sprechen davon wiederholt mit großer Abscheu. Zudem geht der Niedergang des Sozialsystems offenbar Hand in Hand mit einer zunehmenden Missachtung der Kultur. Und das mag zwar alles so sein. Aber so plump, wie die Gesellschaftskritik in diesem Roman daherkommt, illustriert sie damit den angeprangerten allgemeinen Mangel an geistiger Verfeinerung unfreiwillig selbst.
(kgr)Kurzbeschreibung
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