Trüb
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: Ariadne
Rezension
„Alle waren komplett verwirrt, denn der Präsident war ein Irrer.“ Dieser erste Satz schmeißt einen direkt hinein in die Gegenwart New Yorks, in der Maggie Terry nach 18 Monaten Alkohol- und Drogenentzug wieder Fuß fassen will. Sie hat ein schäbiges Einzimmerapartment, einen Job in einer Anwaltskanzlei und den unbedingten Plan, ihre Ex-Freundin und Tochter zurückzugewinnen. Die ganze Welt ist verrückt, irrational, in ihren Augen sie selbst jedoch weitgehend unschuldig an vielem. Es sind die Gedanken einer Süchtigen in einer Welt, die fraglos aus den Fugen geraten ist, und die nun beauftragt wird, einen Mord aufzuklären. Der etwas zu einfach zu durchschauende Kriminalfall steht im Hintergrund von Schulmans Roman, vielmehr geht es um die langsame Wiedereingliederung Maggie Terrys, die starke, widersprüchliche, anstrengende Hauptfigur dieses Romans. Die ehemalige Polizistin wettert gegen ihre Ex-Freundin, gegen Trump, Gentrifizierung, hadert mit Polizeigewalt, sie weiß nicht, wem sie trauen kann und wer ihr wohlgesinnt ist. Das ist bisweilen etwas enervierend, so wird aber deutlich, wie anstrengend das Leben mit Sucht ist – und wie langsam der Weg in eine wie auch immer geartete Normalität. Denn für Maggie Terry ist schon das Kaufen von Teebeuteln eine Herausforderung.
(sh)