Unter uns das Meer
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 22 €
Verlag: Eichborn
Rezension
„Wo genau nimmt ein Fehler seinen Anfang?“ Auf diese Frage sucht Erzählerin Juliet in Amity Gaiges Roman „Unter uns das Meer“ eine Antwort. Vielleicht hätte sie niemals zustimmen sollen, mit ihrem Ehemann Michael und ihren beiden Kindern ein Jahr auf einer Jacht in der Karibik zu verbringen. Vielleicht aber war ihre Ehe von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Aus zwei Perspektiven erkundet Gaige den Zustand einer Ehe: Juliet sitzt im Schrank ihres Ehemannes, ist kaum in der Lage, das Haus zu verlassen und liest in dem Logbuch, das er während der Zeit auf der Jacht wie ein Tagebuch geführt hat. Es ist in Auszügen wiedergegeben, dadurch bekommt Michael eine Perspektive und verschiebt manche Deutungen und Erinnerungen. Alleine die Erforschung der Beziehung, von Themen wie Mutterschaft und Selbstverwirklichung ist spannend. Dazu kommt, dass Michael Donald Trump gewählt hat und Juliet seine Gründe nicht verstehen kann. Das sind viele Themen für einen Roman, der zusätzliche Spannungsmoment in der zweiten Hälfte lenkt unnötig von seinen Stärken ab. Am Ende gibt es keine Antwort auf die Frage, wann ein Fehler seinen Anfang nimmt. Aber hätten Michael und Juliet mehr miteinander geredet, wäre diese Ehe vielleicht glücklicher gewesen.
(sh)