Was uns erinnern lässt
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: HarperCollins
Rezension
Das Hotel Waldeshöh am Rennsteig lag mit der Teilung Deutschlands in dem 500-Meter-Sperrzonengebiet direkt an der Grenze. Als Milla 2017 auf der Suche nach verlassenen Orten im Thüringer Wald unter dem Waldboden eine Kellerluke findet, öffnet sich eine Tür in die Vergangenheit, die nicht nur ihr Leben von Grund auf verändert. Im Keller des ehemaligen Hotels findet sie die Schulhefte von Christine Dressler. Aus der neugierigen Kontaktaufnahme, um ihren ersten unentdeckten "Lost Place" für das Internetforum mit Infos auszustatten, entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den ungleichen Frauen. Mithilfe von Milla, die in einer Anwaltskanzlei arbeitet, beginnt Christine, wieder für ein Revisionsverfahren zu kämpfen, denn der Familienbesitz wurde 1977 enteignet. Die Zwangsumsiedlung ist das Trauma der Familie, in der durch Millas Recherchen alte Wunden aufbrechen, aber auch neue Hoffnung entsteht. Naumann erzählt die fesselnde Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen. Von 1945 bis 1977 reicht der Zeitstrang, der von den ostdeutschen Lebenswelten in der Speerzone erzählt. Ein Niemandsland, das für Familien wie die Dresslers trotz staatlicher Schikanen immer ihre Heimat blieb.
(ts)