Weiskerns Nachlass
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 24.9 €
Verlag: Suhrkamp
Rezension
Gleich vorab: Mit Rüdiger Stolzenburg ist Christoph Hein eine Figur gelungen, die viele Gesellschaftsbeschreibungen des beginnenden 21. Jahrhunderts überflüssig macht. Stolzenburg, desillusionierter Forscher und Hochschullehrer, ist, obwohl bereits am Ende seiner Laufbahn, Teil des akademischen Prekariats. Das liegt einerseits an seiner sympathisch romantischen Vorstellung seines Berufs, die ihn an Projekten arbeiten lässt, die alles andere als finanziell gewinnträchtig sind. Andererseits aber auch an seiner Unfähigkeit, sich und sein Leben zu organisieren, die dem Leser bisweilen die Zornesröte ins Gesicht treibt. Hein bleibt seinem Protagonisten gegenüber in seiner bekannt lakonischen Sprache neutral und schafft so eine am Individuum demonstrierte Gesellschaftsanalyse, die immer wieder wehtut, gleichzeitig aber beständig zum Kopfnicken animiert, weil einem so vieles bekannt vorkommt. Stolzenburgs Forschungsgegenstand, der titelgebende Mozart-Librettist Weiskern, steht stellvertretend für zweierlei: für den Stolz, eine erfüllende Aufgabe im Leben gefunden zu haben und für das Scheitern aller Hoffnungen, die mit dieser Aufgabe verbunden sind. Wohin diese Erkenntnis führt, lässt Hein bewusst offen, und auch das tut weh.
(ct)Kurzbeschreibung
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