Wo ich mich finde
ERZÄHLUNGEN UND ROMANE
Informationen: , 20 €
Verlag: Rowohlt
Rezension
Es sind Beobachtungen ihres Alltags, die die Erzählerin in „Wo ich mich finde“ schildert. Sie ist in ihren Vierzigern, lebt alleine in einer italienischen Stadt. Ihr Vater verstarb früh, zu ihrer Mutter hat sie ein leicht angespanntes Verhältnis. Ihre Arbeit in der Universität macht sie vor allem wegen des Geldes und sie hat einen sehr geregelten Alltag. In 46 Episoden begleitet man sie in Cafés, ins Theater, über den Marktplatz, über Brücken und ans Meer. Sie ist eine Einzelgängerin, die durch ihre Stadt spaziert, stets mit ein wenig Abstand zu ihren Mitmenschen. Gelegentlich überlegt sie, wie ihr Leben hätte aussehen können – mit einem Mann, mit Kindern. Vielleicht hat sie etwas versäumt? Verstohlen gestattet sie sich Gedanken an eine mögliche Affäre mit dem Mann einer Freundin. Er ist der einzige Mann, dem sie sich nahe fühlt. Ihr momentaner Geliebter scheint ihr nicht viel zu bedeuten. Ungefähr ein Jahr lang flaniert die Erzählerin durch die Stadt. Langsam verändert sich der Ort um sie herum, langsam verändert auch sie sich. Viel passiert nicht in diesem Roman, aber nach und nach enthüllt sich ein ganzes Leben. Außerdem durchzieht die Alltagsschilderungen eine betörende Melancholie und hinreißende Lakonie, die oftmals sehr fein den Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein markiert.
(sh)