Hier hat sich einer etwas von der Seele geschrieben: Holger Senzels Erfahrungsbericht "Arschtritt" ist packend, unterhaltsam und aufrüttelnd. Denn auch wenn man den polemischen Frontalangriff des Autors gegen Therapie (als gäbe es "die Therapie") nicht teilt - der pragmatische und zugleich nachdenkliche Gestus, mit dem der bekannte Radioreporter zur Selbstverantwortung aufruft, wirkt in vielen Punkten überzeugend. Nicht zuletzt durch seinen Humor - und weil er nicht nur von motivierenden Erfolgen berichtet, sondern auch von mutlosen Stunden, Zweifeln und Ängsten. Empfehlenswert für alle, die sich in Eigenregie aus Abhängigkeiten, schlechten Gewohnheiten und Selbstmitleid herausarbeiten wollen.
(gm)
„Sie sind auch liebenswert, wenn Sie schwach sind!“ hörte der Journalist Holger Senzel immer wieder von seinen Therapeuten. Aber sie halfen ihm nicht stark zu werden. Fünfmal begab der Autor sich auf die Reise ins eigene Ich – und bekam sein Leben trotzdem nicht in den Griff. Auch wenn er seine Fehler erkannte und lernte, was schief lief, und wie er es besser machen könnte. Aber was nützt alle Erkenntnis, wenn die Kraft zur Veränderung fehlt. Irgendwann gab er die Seelenbeschau auf und trat sich einfach mal für vier Wochen selbst in den Hintern. Sport, Theater, Museen, Bücher, Aufräumen, Kochen, Steuererklärung machen, nicht trinken, nicht fernsehen... Große Lebensfragen ignorieren und sich nur ums Machbare kümmern. 28 Tage so vollpacken, dass zum Grübeln keine Zeit bleibt; ein konkreter Plan statt guter Vorsätze. Irgendetwas tun, statt immer nur um sich selbst zu kreisen. Weil es im Leben nicht nur darum geht, wie Dinge sich anfühlen – sondern dass sie eben gemacht werden müssen. Einfach mal vier Wochen sich selbst besiegen und stark sein. Vier Wochen, die das Leben des Autors nachhaltiger veränderten als zehn Jahre Therapie.