Boomerang
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Informationen: , 24.99 €
Verlag: campus
Rezension
Krise, zweiter Akt: So könnte das neue Buch von Michael Lewis heißen. Der Wirtschaftsjournalist reist durch die Welt - vor allem durch Europa - und erzählt, wie die Gefahr des Bankrotts sich nach 2008 schleichend auf Staaten und öffentliche Einrichtungen ausweitete. Ähnlich einem gierigen Börsenhändler habe sich Island verkalkuliert; Irland ersticke an der selbstgemachten Immobilienblase; Griechenland sei korrupt; in Kalifornien habe der Sinn für das Gemeinwohl einen Tiefstand erreicht.
Jeder, der Wirtschaft langweilig findet, aber dennoch glaubt, die Ereignisse der letzten Jahre nicht ignorieren zu dürfen, sollte Lewis' Buch lesen. Der Autor ist ein begnadeter Erzähler und mischt Anekdoten mit spannenden Analysen.
Schade nur, dass Lewis einen Hang zur groben Sozialpsychologie hat. Sicherlich spielen kollektive Gefühle eine große Rolle auf den Finanzmärkten. Pauschal und peinlich wird es jedoch, wenn Lewis etwa behauptet, die Deutschen seien Ordnungsfanatiker, hätten aber insgeheim eine Faszination für Fäkalien. Denn so erklärt der Wirtschaftsjournalist ihre Tendenz, im eigenen Haushalt alles richtig zu machen, sich aber dennoch an den schmutzigen Geschäften ausländischer Banken zu beteiligen.
(clb)