Brexitannia
SACHBÜCHER
Informationen: , 20 €
Verlag: Braumüller
Rezension
In seinem Buch "Brexitannia" betreibt Gabriel Rath ebenso fundierte wie analytisch-scharfe Ursachenforschung, die von der Geschichte einer Entfremdung erzählt. Wobei man sich fragen muss, ob es jemals eine echte Nähe gab. Zwar stimmten die Briten in der ersten Volksabstimmung zur EU-Frage 1975 mit deutlicher Mehrheit für den Verbleib, doch dass Europa für die Briten immer nur als Wirtschaftsraum von Interesse war, wird bei dieser Lektüre überaus klar. Die Zündschnur - gelegt von Farages Ukip-Partei -, die das Brexit-Votum im Sommer 2016 entfachte, war die Einwanderungsfrage, doch die wiederum legte lediglich die wirtschaftliche Schräglage offen, in der sich Großbritannien heute befindet. Rath beschreibt die innerparteilichen Grabenkämpfe, die Verwerfungen der Globalisierung, die zusammen mit den harten Sparmaßnahmen nach den New-Labour-Jahren die Arbeiterklasse komplett abhängte. Wer dieses Buch liest, der weiß nicht nur, warum Großbritannien für den Brexit stimmte, sondern sieht auch um so deutlicher die vergleichbaren fatalen Entwicklungen von gespalteten Gesellschaften, die sich sowohl in den USA als auch in vielen europäischen Ländern wie Frankreich oder Polen zeigen.
(ts)