Das andere Berlin
SACHBÜCHER
Informationen: , 24.99 €
Verlag: Siedler
Rezension
Gäbe es Meisterschaften für Sachbuchuntertitel, hätte "Die Erfindung der Homosexualität" Chancen auf Gold. Verfasst von einem US-amerikanischen Professor für Europäische Geschichte, setzt das Original einen ähnlichen Akzent: "Gay Berlin - The Birthplace of a Modern Identity". So oder so stürzt sich Beachy mit Verve auf hässliche Verbrechen und den Beginn der fairen Auseinandersetzung mit der männlichen Homosexualität, Jahrzehnte vor der Weimarer Republik. Der Jurist Karl Heinrich Ulrichs beschreitet 1867 den Weg von der Kriminalisierung durch das Sodomiegesetz in Richtung Gay Rights Movement, aber lange ohne politischen Erfolg und unter bitteren Repressalien. Eine Generation später gehört der bekannte Mediziner Magnus Hirschfeld mit "Sappho und Sokrates" zu den Ersten, die über angeborene Homosexualität schreiben. Auch unvermutete Protagonisten tauchen auf wie der Berliner Polizeichef Leopold von Meerscheidt-Hüllessem, seit 1885 Leiter der semitoleranten "Homosexuelleninspektion". Laut Beachy erscheint der Begriff "Homosexualität" 1869 zum weltweit ersten Mal auf einem deutschsprachigen Pamphlet gegen die preußischen Sodomiegesetze. Das Wort schwul, etymologisch eine alte Variante von "schwül", haben die Berliner selbst auf ihre "warmen Brüder" übertragen.
(jv)Kurzbeschreibung
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