Das blinde Licht
SACHBÜCHER
Informationen: , 22 €
Verlag: Suhrkamp
Rezension
Benjamín Labatut vereint die sprachliche Eleganz eines Essays mit der Informationsdichte eines Lexikon-Eintrags, paart die Spannung eines Thrillers mit einer wissenschaftshistorischen Studie. Labatut erzählt unter anderem vom Leben und Wirken des Chemikers Carl Wilhelm Scheele und des Mathematikers Alexander Grothendieck. So erfahren wir von dem Grün, das Scheele erschaffen hat, ein arsenhaltiger Farbton, der in Tapeten des 19. Jahrhunderts zu finden war – und unter anderem Napoleon vergiftet hat. „Arsen ist ein geduldiger Mörder, es versteckt sich tief im Körpergewebe und sammelt sich dort über Jahre an“, schreibt Labatut. „Cyanid dagegen nimmt einem buchstäblich den Atem. Eine ausreichend hohe Konzentration stimuliert mit einem Schlag die Chemorezeptoren des Glomus caroticum und löst einen die Atmung blockierenden Reflex aus.“ Auch das Cyanid geht auf Scheele zurück. Man muss sich nicht mit Naturwissenschaften auskennen, um dieses Buch zu genießen – man muss die Wissenschaften nicht einmal mögen. Denn der Autor fängt sie so gekonnt ein, dass man sich ihrer Schönheit, aber auch Schrecklichkeit nicht entziehen kann. Poetisch beschreibt er die Visionen der einzelnen Forscher, drastisch die vielen Arten, wie chemische Stoffe Mensch und Natur verzehren.
(kal)
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