Das deutsche Krokodil
SACHBÜCHER
Informationen: , 19.95 €
Verlag: Rowohlt
Rezension
Warum seine Kameraden an Fasching zumeist eher Indianer und nicht Cowboy sein wollten, konnte sich Ijoma Mangold in seiner Kindheit nicht erklären, zumal Erstere stets für die unterlegene Minderheit standen. Somit war ihm zumindest die Maskerade als Revolverheld sicher, die ihn durchaus auch aus seiner persönlichen Rolle im Alltag herausheben konnte. Überraschend war dabei der Umstand, dass Mangold weniger wegen seiner dunklen Hautfarbe als vielmehr aufgrund seiner Liebe für Thomas Mann, Richard Wagner und James Joyce dem Typus des Exoten zugeschrieben wurde. Wie er, aufgewachsen im beschaulichen Dossenheim an der Weinstraße, trotz mancher Herausforderungen und Hindernisse den erfolgreichen Weg an die Spitze der gegenwärtigen Literaturkritik meisterte, erzählt seine Autobiografie "Das deutsche Krokodil". Vom frühen Obststehlen mit Freunden, den ersten amourösen Verzückungen bis hin zum Studium und dem Tod der Mutter lernen wir eine ganz persönliche Seite eines Autors und Literaturexperten kennen, die uns bisher unbekannt war. Dass Mangold immer wieder über sein vermeintliches Fremdsein reflektiert, erklärt wiederum, wie er zu dem wurde, der er heute ist: ein Intellektueller, der das Abseits erfahren haben muss. Ein lebenskluges Buch!
(hay)