Das Duell
SACHBÜCHER
Informationen: , 22 €
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Rezension
Dieses Buch lässt das Herz aller Literaturliebhaber höherschlagen. Neidlos erkennt die Rezensentin an, dass Volker Weidermann, Kritiker beim „Spiegel“ und Autor internationaler Bestseller wie „Ostende. 1936, Sommer der Freundschaft“, ein begnadeter Erzähler ist. Seine Doppelbiografie liest sich so spannend wie ein Krimi. Mit feiner Feder porträtiert Weidermann zwei Männer, die die Nachkriegsliteratur geprägt haben: Günter Grass, der Dichter, und sein Kritiker, Literaturpapst Reich-Ranicki. Ein kluges Psychogramm dieses „sonderbaren Zwillingspaars“, das einander ein halbes Jahrhundert in Hassliebe verbunden war, „aneinandergekettet durch die Geschichte, ihre Herkunft und die Bedeutung, die sie einander verliehen“. Beide hatten den Krieg erlebt. Grass auf der Seite der Täter, als Waffen-SS-Mann an der Front, der an Hitler glaubte, Reich-Ranicki auf der Seite der Opfer, als Jude im Warschauer Ghetto und im Keller einer polnischen Familie, in dem er sich 400 Tage versteckte. 1958 lernten sie sich in Warschau kennen, Grass erzählte Reich-Ranicki, dass er gerade die „Blechtrommel“ schrieb, den Roman, der ihm zu Weltruhm verhelfen sollte. Reich-Ranicki verriss das Buch, was er später zurücknahm. Selbst ein Papst irrt mal und es macht ihn sympathisch, wenn er es zugibt.
Must-read für alle, die ihr Wissen über die Protagonisten deutscher Nachkriegsliteratur erweitern wollen.