Die Odyssee - Mein Vater, ein Epos und ich
SACHBÜCHER
Informationen: , 26 €
Verlag: Siedler
Rezension
Daniel Mendelsohn, Journalist, Essayist, Buchautor und Altphilologe, interpretiert in seinem Buch nicht nur die Dichtungen Homers neu, insbesondere die "Odyssee", sondern er erzählt auch eine anrührende und immer wieder sehr humorvolle Geschichte über die nicht immer leichten Beziehungen zwischen Vätern und Söhnen. Sein eigener Vater Jay, 81-jähriger, ehemaliger Professor für Mathematik, setzt sich in eines von Daniels Seminaren, an dem eigentlich nur Jugendliche teilnehmen. Der Sohn ringt dem Vater das Versprechen ab, schweigend zuzuhören. Schon bald aber mischt der Vater mit. Seine Kommentare zu Odysseus, dem er sein Heroentum abspricht, bringen den Sohn dazu, selbst die Odyssee neu zu sehen und sie als lebendige Literatur zu erfahren. Hier geht es um Väter und Söhne, um Verlust und Wiederfinden, um jedes Menschen Reise durch sein Leben im ständigen Kampf gegen das Schicksal. Daniel unternimmt mit seinem Vater eine Seereise auf den Spuren des Odysseus. Sie gelangen zwar nie nach Ithaka, aber nach Jahren der Distanz wieder zueinander. Auffallend ist Mendelsohns Stil, der dem kreisförmigen Erzählen Homers nachempfunden ist und die Erzählebenen miteinander eng verwebt.
(mvs)