Die Seele des Flusses
SACHBÜCHER
Informationen: , 24 €
Verlag: Folio Verlag
Rezension
Von Abschnitt zu Abschnitt nimmt sie ein besonderes Timbre an: die Stimme des Po. Paolo Rumiz macht sie auf berückende Art vernehmbar. Der mehrfach ausgezeichnete (Reise-)Schriftsteller hat Italiens größten Fluss erkundet, von den Stromschnellen im Piemont bis zur Mündung in die Adria. Eine Reise voller Kontraste: Wo jenseits der Dämme Verkehrslärm donnert und die Industrie weite Landstriche prägt, herrscht auf dem Fluss selbst magische Stille. Entlang dieses "perfekten Erzählfadens" erlebt Rumiz das Abenteuer zivilisationsferner Freiheit. Via Grammophon lässt er Verdi den Gesang der Wasser begleiten, dann wieder holt er Weggefährten an Bord oder lauscht beim Landgang einem Kellermeister, "Sachensucher" oder einem Schleusenwärter. Das Leben an den Ufern blitzt einmal als Shortcut im Stil des Neorealismo auf, ein andermal in mythischer Überhöhung. Rumiz konzipiert seine Kulturgeschichte des Po als eine Art Schatzinsel-Karte, die zu unbekannten Preziosen Italiens führt. Freilich, ein Autor, der auch aus Krisengebieten (u.?a. Afghanistan, Jugoslawienkrieg) berichtet, spart die Kehrseiten nicht aus: die ökologischen Probleme, die Piraterie, die Mückenplage. Es geht ihm um ein Gesamtbild: "Wasser lässt sich nicht stückweise verwalten." Vor allem erlebt er den Fluss als beseelte Natur.
(wal)