Drei Zimmer, Küche, Porno
SACHBÜCHER
Informationen: , 19.95 €
Verlag: campus
Rezension
Schmuddelecken gibt's nicht mehr. Das ist eine der Erkenntnisse, die sich dem Leser unweigerlich aufdrängen. Stattdessen zeigt der Autor, wie das Verruchte und Schmuddelige vom Pornografiebegriff gewichen ist, dabei gleichzeitig aber auch das Geheimnis der Sexualität an sich entzaubert wird. Siegel guckt in Küchen, in Wohnzimmer, in Studios und auf Sexmessen, überall dahin, wo Amateure und Halbprofis heute Sex produzieren und verkaufen und damit längst einen Markt übernommen haben, der früher wenigen professionellen Porno-Produzenten einen riesigen Reibach garantierte. Wie nicht anders zu erwarten, schwankt man bei der Lektüre häufig zwischen Schmunzeln und Gruseln, ihren Reiz beziehen die Schilderungen nicht zuletzt auch daraus, dass die beschriebenen Personen jederzeit ganz ähnlich auch im Nachbarhaus oder in der eigenen Familie auftauchen könnten. Siegel erzählt flüssig, hat breit recherchiert und schafft es mit professioneller Distanz, seinen Gegenstand seriös und trotzdem mit dem unvermeidlichen Guckloch-Effekt zu präsentieren. Eine hochkarätige Peepshow des privaten Pornomarktes, nicht zuletzt aber auch ein hochinteressanter Beitrag zur Alltagsgeschichte der Deutschen.
(ct)