Ein Haus auf dem Land
SACHBÜCHER
Informationen: , 24 €
Verlag: Dumont
Rezension
Wie man es auch dreht und wendet, es geht um den Verlust von Heimat. Jan Brandt hat zwei Bücher in einem geschrieben, die ein Thema umkreisen und ein Ganzes ergeben. Wo man anfängt zu lesen, bleibt jedem selbst überlassen. In "Eine Wohnung in der Stadt" lässt er die Neunzigerjahre in Berlin wieder lebendig werden. Vom Bezug der ersten Ruine folgen wir Brandt bis zur Eigenbedarfskündigung der langjährigen Kreuzberger Mietwohnung 2016. Dies ist das Ereignis, das alles ins Wanken bringt. Jeder, der schon mal in einer Großstadt eine Wohnung gesucht hat, kennt den nun einsetzenden Besichtigungsmarathon, den Brandt voll Galgenhumor beschreibt. Elf Monate ist er ohne Rückzugsort und stürzt sich im zweiten Buch "Ein Haus auf dem Land" in einen aussichtslosen Kampf um sein ehemaliges Familienhaus in Ostfriesland. Der Hof, in dem die alten Familiengeschichten zu Hause sind, wird ihm zur persönlichen Mission. Zusammen sind die Bücher weit mehr als ihre einzelnen Teile aus persönlichen Erinnerungen, gesäumt von Immobilienbarometer-Zahlen und Familienchronik. Sie erzählen von einer Entwurzelung, die symptomatisch ist für unsere Zeit, in der das Recht auf bezahlbaren Wohnraum die Großstädter auf die Barrikaden bringt und die ländlichen Regionen zu Geisterorten für Pendler mutieren.
(ts)