Rezension
Ein Ort, an dem keinerlei Leben herrscht. So beschrieb ein britischer Kapitän die Arktis. Und doch schickte die britische Navy in den 1840ern unter anderem das Schiff Erebus nördlich des Polarkreises. Die Besatzung sollte die Nordwestpassage finden – und verscholl im Eis. Michael Palin hat sich ein faszinierendes wie düsteres Thema ausgesucht. Zu Kannibalismus sei es unter den Männern der Erebus gekommen. Von Blei-Vergiftungen und Skorbut-Erkrankungen gezeichnet versuchten sie, sich zu retten. Palin zeichnet den Überlebenskampf auf der King William Insel nach. „Auf der flachen, baumlosen Insel, u?ber die der Wind ungehindert hinwegzog, muss die Kälte unerträglich gewesen sein. Woher nahmen sie den Willen zu überleben? Gab es jemanden, der vorwegging und dessen Beispiel sie folgten?“ Das Buch gibt dem Leser keine Verschnaufpause: Es berührt, bewegt, bestürzt. Allerdings hat es auch Schwächen. Palin ist kein Fachmann und nicht immer akkurat. Etwa, wenn er Alexander von Humboldt – und nicht innen- und außenpolitische Gründe – zum Auslöser der britischen Arktis-Fahrten erklärt. Auch wirft das Buch hin und wieder Fragen auf. Deutsche Leser werden nicht unbedingt wissen, was die Royal Society ist. Über diese Schwächen können wir hinwegsehen – und mit den Männern der Erebus mitfiebern.
Die Geschichte der Erebus bestürzt und schockiert ein jedes Mal – Palin erzählt sie detailliert und mitreißend.