Facebook-Gesellschaft
SACHBÜCHER
Informationen: , 20 €
Verlag: Matthes & Seitz
Rezension
Im Gegensatz zum titelgebenden Phänomen, das dieser kulturphilosophische Essay beleuchtet, ist er nicht einfach zu konsumieren. Simanowski ist Professor für Digital Media Studies und Digital Humanities in Hongkong, allein 65 Seiten Fußnoten geben eine Vorahnung auf die Komplexität dieses Textes. Aber es lohnt sich, ihn zu lesen, denn er kündet von einer fundamentalen Zeitenwende. Dies ist kein Buch über Facebook, sondern darüber, wie die automatisierten Mechanismen von Social-Media-Tools unser soziales Verhalten und das kollektive Gedächtnis so grundlegend verändern wie zuletzt Gutenbergs Buchdruck. Simanowski geht der Frage auf den Grund, ob Firmen wie Facebook nur der Ausdruck eines kulturellen Wandels sind oder dessen eigentlicher Motor. Zu diesem Wandel werden drei große Thesenstränge vernetzt, die von fremden Freunden, mit denen wir unsere automatisierte Autobiografie teilen, bis zum Gedankenexperiment einer digitalen Nation führen. Dass Facebook Gegenwart vernichtet, indem es sie permanent festhält, kann jeder spüren, der stundenlang in den Versatzstücken der Leben anderer zappt. Dass durch datenbankgesteuertes Erzählen die Reflexion auf der Strecke bleibt, könnte einer der großen Fehler im System sein. Wer Simanowski liest, ist davon vorerst nicht bedroht.
(ts)Kurzbeschreibung
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